seit geraumer Zeit hören wir von verschiedenen Seiten, dass in der Spielsaison 2021 das neue World Handicap System (WHS) auch in Deutschland eingeführt wird. Jetzt ist es soweit: Ab der kommenden Spielsaison gilt auch bei uns das neue weltweit einheitliche Handicap-System.

Dazu werden zum Stichtag 22. November 2020 alle in Deutschland geführten EGA-Vorgaben in die neuen World Handicap Indizes konvertiert.

Bei den meisten Spielern unterscheidet sich der neue Handicap-Index von der bisherigen EGA-Vorgabe. Der Grund dafür ist die Berechnungsmethode: Während bisher eine Handicap-Veränderung schrittweise auf Basis des vorherigen Handicaps erfolgte, ist der neue Handicap-Index ein Durchschnittswert der jüngsten Ergebnisse. Somit spiegelt Euer Handicap-Index Euer aktuelles Spielpotential deutlicher wider.

Konvertierung der EGA-Vorgaben

Das Vorgabenstammblatt jedes Golfers wurde in ein  sogenanntes Handicap History Sheet übertragen. In dieser Aufstellung werden auch zukünftig alle Ergebnisse dokumentiert, unabhängig davon ob sie in einer Handicap-relevanten Runde (alt: vorgabenwirksam) oder nicht erzielt wurden.

Grundsätzlich gilt: Um den Handicap-Index zu ermitteln, werden die letzten 20 Handicap-relevanten Ergebnisse in einem sogenannten Scoring Record aufgeführt. In diesem Kalkulationsblatt wurde der Durschnitt Eurer besten acht Ergebnisse errechnet. Sofern Ihr keine 20 Ergebnisse im Jahr 2020 erspielt habt, wurden ältere Daten (bis maximal vier Jahre zurück) herangezogen.

  • Ihr hattet weniger als 20 Handicap-relevante Ergebnisse in den letzten vier Jahren erspielt? Kein Problem, für Euch wurde dennoch ein Handicap-Index errechnet und zwar aus einer reduzierten Anzahl an Runden.
  • Falls Ihr gar kein Ergebnis in den letzten vier Jahren erspielt habt, entspricht der Handicap-Index Eurer bisherigen EGA-Vorgabe.
  • Für alle Spieler mit weniger als 20 Handicap-relevanten Ergebnissen, wurde zudem in den Scoring Record ein sogenanntes „Anker-Ergebnis“, eingetragen. Das Anker-Ergebnis ist ein fiktives Ergebnis, das dafür sorgt, dass Euer neuer Handcap-Index nicht zu stark von der bisherigen EGA-Vorgabe abweicht. Es wird immer als ältestes Ergebnis an unterster Stelle im Scoring Record eingetragen. Sobald in Zukunft ein neu erspieltes Ergebnis dafür sorgt, dass das Anker-Ergebnis zum 21. Ergebnis wird, entfällt es aus dem Scoring Record.

 

Berechnung des Handicap-Index

Nun befinden sich also alle Eure Handicap-relevanten Ergebnisse in Eurem Scoring Record. Nach jeder Handicap-relevanten Turnier-Runde oder „registrierten Privatrunde“ (alt: EDS-Runde) wird das Ergebnis in Euren Scoring Record übertragen. Sofern Euer Scoring Record 20 Ergbnisse aufweist, fällt bei jedem neu erspielten Handicap-relevanten Ergebnis das älteste Ergebnis (21. Ergebnis) aus dem Scoring Record heraus. Es verbleibt jedoch (zu Dokumentationszwecken) im Handicap History Sheet. Sollte das jüngste Ergebnis unter den besten acht sein, wird dieses in der neuen Durchschnittsberechnung berücksichtigt. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass ein schlechteres Ergebnis keinen unmittelbaren Einfluss auf Euren neuen kalkulierten Index haben wird, obwohl das Turnier Handicap-relevant war.

Wenn Euer Scoring Record keine 20 Ergebnisse aufweist, entfallen zunächst keine Ergebnisse und es wird ein Durchschnitt aus reduzierter Anzahl an Ergebnissen berechnet. Wie die Berechnung bei weniger als 20 Ergebnissen konkret aussieht, zeigt die nachfolgende Tabelle:

Die Anpassungen in der Spalte 3 werden deshalb gewährt, weil bei einer niedrigen Anzahl an zu wertenden „besten“ Ergebnissen eine sehr kleine Datenmenge auch nur eine sehr niedrige Aussagekraft für eine Durchschnittsberechnung hat. Um hier das Spielportential des Spielers nicht unfair zu hoch einzuschätzen, wird der Handicap-Index entsprechend der aufgelisteten Faktoren angepasst. Dies dient allein dem „Schutz“ der Mitbewerber im Spiel um Nettopreise.

 

Welches Ergebnis wird berechnet?

Während im EGA-Vorgabensystem für die Vorgaben-Fortschreibung alle Ergebnisse in Stableford-Nettopunkte umgerechnet wurden, werden nach den neuen Handicap-Regeln aus den gespielten Ergebnissen sogenannte Score Differentials errechnet, die dann die Grundlage für die oben beschriebene Durchschnittsberechnung bilden.

Unabhängig davon, ob wir in Zukunft Handicap-relevant nach Stableford oder Zählspiel spielen, wird unser Ergebnis für die Handicap-Berechnung als Brutto-Zählspielschläge dargestellt. Im Stableford bedeutet das, dass jedes Lochergebnis, das zu „0 Stableford-Nettopunkten“ geführt hat, für die Handicap-Berechnung als Netto-Doppelbogey gewertet wird. Auch im Zählspiel wird für das Handicap immer dann ein Netto-Doppelbogey gewertet, wenn ein Lochergebnis schlechter als Netto-Doppelbogey ausfällt.

Aus dem so gewerteten Bruttoergebnis wird ein Score Differential errechnet. Der Score Differential ist also letzlich die Basis für die Durchschnittsberechnung. Er ist die Differenz zwischen dem gewerteten Bruttoergebniss und dem Course-Rating-Wert (also der Unterschied zwischen dem gewerteten Ergebnis und dem fiktiven Ergebnis eines Spielers mit Handicap 0). Aus dieser Differenz muss dann noch der Slope-Wert herausgerechnet werden. Wie das konkret aussieht, zeigen wir in nachfolgender Beispielrechnung:

Formel mit Beispiel

(gewertetes Bruttoergebnis-Course Rating)*113/Slope = Score Differential

Bei einem Course Rating von 71,5; Slope 120 und gewertetem Bruttoergebnis von 79

Ergibt sich ein Score Differential von 7,1:

(79-71,5) * 113/120 = 7,1

Diese 7,1 wären nun ein Score Differential, der, sollte er zu den besten acht gehören, zu 1/8 Euren Handicap-Index bestimmt.

Die Berechnung wird im Hintergrund durch das EDV-System erfolgen, sodass wir während des Spiels sowie bei der Abgabe des Scores an nichts denken müssen.

  

Spielformate

In Deutschland, wie auch in den meisten Teilen Europas, werden nur Einzel-Turniere (Zählspiel, Stableford, Maximum Score, gegen Par/Bogey) Handicap-relevant gespielt. Zudem gibt es die Möglichkeit, auch private Runden Handicap-relevant zu spielen. Hierfür muss die Runde aber vorher registriert werden. Diese registrierten Privatrunden (bisher: EDS-Runden) werden gleichberechtigt zur Turnier-Runde für die Kalkulation des Handicap-Index herangezogen.

 

Spielsaison

In Deutschland ist die Spielsaison vom 1. April bis zum 31. Oktober. Innerhalb dieser Saison hat der DGV eine Hauptsaison definieren müssen, die vom 1. Mai bis zum 30. September geht. Für die Hauptsaison gilt als Regel, dass jedes Turnier, das Handicap-relevant gespielt werden könnte (in Deutschland also Einzel-Turniere), auch Handicap-relevant gespielt werden muss. Dabei aber bitte nicht vergessen: Ein Ergebnis aus einem Handicap-relevanten Turnier geht nur dann in Euren Handicap-Index ein, wenn es zu den acht besten gehört.

 

Handicap-Führung

Mit der Einführung des World Handicap Systems wird Euer Handicap auf einem DGV-Server in Abstimmung mit uns, also dem Heimatclub, geführt. Das bedeutet, dass jeder Golfer in Deutschland nach gleichen Kriterien behandelt wird, unabhängig davon welcher Club sein Heimatclub ist.

Euren aktuellen Handicap-Index werdet Ihr jederzeit auf der Website: www.golf-dgv.de einsehen können. Auf dieser Website findet Ihr zudem ausführliche Information zu dem Handicap-System.

Wie Ihr erkennt, ist das System grundlegend neu, obgleich manche Aspekte unverändert geblieben sind. Unverändert bleibt, dass wir weiterhin mit Spaß und Freude Golf spielen sollten. Der Handicap-Index wird automatisch durch die Software berechnet und ermöglicht in Turnieren ein faires Spiel um Netto-Platzierungen.

Solltet Ihr dazu Fragen haben, könnt Ihr diese gerne unter drasen(at)golfandmore.net stellen.

Peter Drasen